Amberg
08.07.2021 - 18:03 Uhr
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"inSOMNIA"-Uraufführung: Schlaflos im alten Ringlokschuppen

Franz Xaver von Schönwerth dürstet. Er verlangt nach Wasser. Die Wasserfrau eilt herbei. Aber nicht nur sie. Auch andere seiner Figuren suchen den Volkskundler in seinen Träumen heim. Ein Probenbesuch bei "inSOMNIA" im Ringlokschuppen.

Die Protagonisten auf der Bühne im Ringlokschuppen: Franz Xaver von Schönwerth (Alessandro Scheuerer ) umringt von einigen seiner Figuren, die den Volkskundler aus der Opferpfalz in „inSOMNIA“ um den Schlaf bringen.

Der alte Ringlokschuppen ist die Kulisse für eine Uraufführung. Eine ungewöhnliche Kulisse für eine Oper. Aber eine perfekte. Es riecht nach alter Schmier, nach Werkstatt, nach längst vergangenen Tagen. Auch Franz Xaver von Schönwerth, der Volkskundler aus der Oberpfalz, hat schon bessere Tage gesehen. Oder Nächte. Denn im Ringlokschuppen ist er schlaflos. Die Grenze zwischen Traum und Realität verschwimmt. Ist es Wahn? Oder doch Wirklichkeit.

Schräg vor der Bühne, auf der Schauspieler Alessandro Scheuerer (Schönwerth) und die Profi-Sänger Sheida Damghani (Wasserfrau), Eva Maria Summerer (Feuriger Mann, Holzweiblein) und Daniel Ochoa (Bilmesschneider, Holzmännlein) agieren, sitzt Raphael Fusco am Flügel. Er hat die Musik komponiert. Eine sehr gefällige Musik, energiegeladen und voller Spannung.

Noch ohne Orchester

Regisseurin Evi Eiberger lässt einen kompletten Durchgang spielen. Allerdings noch ohne das sieben Musiker umfassende Orchester. Das gesellt sich erst später hinzu. Uraufgeführt wird "inSOMNIA" am Donnerstag, 15. Juli. Nach dem bereits ausverkauftem "Freischütz" (Freitag, 9. Juli; Samstag, 10. Juli; Sonntag, 18. Juli) ist dieses Kammerspiel das zweite Stück beim Opernfestival Oberpfalz in diesem Jahr.

Am 1. Juli hatten die Vorbereitungen am Spielort begonnen. Nach der technischen Einrichtung konnte es zwei Tage später auch schon losgehen mit den Proben losgeht. Vom Ringlokschuppen fasziniert ist Michael Konstantin. Der künstlerische Leiter des Opernfestivals schwärmt vom Charme der Lokomotiven-Garage, die der Verein Amberger Kaolinbahn vor etlichen Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt hat. Allerdings birgt solch ein Spielort auch so manche Herausforderung. In der Künstlergarderobe trennt eine mit Betttüchern bespannte Wäscheleine Männlein und Weiblein.

"Schön wie hübsch"

Auf der Bühne windet sich Schönwerth ob seiner Schlaflosigkeit. "Wasser", stöhnt er. "Wasser, ich brauch Wasser." Die Wasserfrau eilt herbei und geistert durch seine Träume. "Schön wie hübsch und wert mit th", stellt sich der Volkskundler, nach dem in Amberg die Realschule benannt ist, dem Publikum vor. Derweil nimmt die Kostümbildnerin in der Garderobe noch letzte Änderungen an Kostümen vor.

Das Opernfestival Oberpfalz will die Oper zu den Menschen bringen. Michael Konstantin weiß nur zu gut, mit welchen Klischees diese musikalische Gattung behaftet ist: altbacken, nur was für Betuchte, schwer zu verstehen. Gerade letzteres sei eine Frage der Routine. Wer öfters in die Oper gehe, bekomme schnell ein gutes Hörverständnis. Und der Nachhall, der am Probentag noch vorhanden ist, ist bis zur Premiere verschwunden. Dann nämlich werden nämlich die Gleise mit Teppichen abgedeckt sein. Das dämpft.

Familiäres Miteinander

"Die Akustik ist lustigerweise sehr gut", urteilt Solist Daniel Ochoa über die Qualität des ungewöhnlichen Spielorts. Bis vor drei Jahren war der Bariton im Ensemble der Wiener Volksoper, vor zwei Wochen stand er in Stuttgart auf der Bühne. Jetzt probt er für "inSOMNIA" in Amberg. Und adelt sogleich den Ringlokschuppen: "Wo wir unsere Stimmen erklingen lassen, ist ein Opernhaus." Auftreten wird er außerdem im Stadttheater: als Ottokar im "Freischütz". Er sei der einzige, der in beiden Opern mitwirkt, erklärt Michael Konstantin. Daniel Ochoa gefällt die angenehme Atmosphäre. "Wir trinken auch ein Feierabend-Bier miteinander", freut er sich über das familiäre Miteinander unter den Kollegen.

Regisseurin Evi Eiberger ist mit dem Ablauf der Probe höchstzufrieden. "Das war sehr gut", sagt sie. "Alle sind in ihren Rollen angekommen, fühlen sich hinein in die Charaktere." Davon darf sich dann auch das Publikum ab Donnerstag, 15. Juli, überzeugen.

Amberg06.07.2021
Hintergrund :

Über die Oper "inSOMNIA"

  • "inSOMNIA" wird als Kammeroper inszeniert. Die Musik hat Raphael Fusco komponiert.
  • Premiere ist am Donnerstag, 15. Juli. Weitere Termine sind am Freitag, 16. Juli, und Samstag, 17. Juli. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
  • Aufgeführt wird "inSOMNIA" im alten Ringlokschuppen am Galgenbergweg in Amberg.
  • Die Tickets kosten 29 Euro auf allen Plätzen (freie Platzwahl).
  • Karten gibt es in der Tourist-Information am Hallplatz (Telefon 09621/10-1233).

"Wo wir unsere Stimmen erklingen lassen, ist ein Opernhaus."

Bariton Daniel Ochoa über den Spielort Ringlokschuppen

 
 

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